Einwände zur Trassenführung des Rhein-Main-Link

Einwendungen / Stellungnahmen zum Projekt

 

Die Bürgerinitiative proWald setzt sich u.a. für eine möglichst schonende Umsetzung und den weitgehenden Erhalt von Wald und Streuobstwiesen ein. Mit dem Bau der unterirdischen Kabeltrasse würden weite Teile des Waldes oberhalb von Oberjosbach (am Nickel) abgeholzt und schützenswerte Streuobstwiesen sowie landwirtschaftlich genutzte Flächen gefährdet. Bäume, Sträucher und tiefwurzelnde Pflanzen sind auf dem Schutzstreifen nicht mehr möglich. Durch die betriebsbedingte Temperatur der Kabel erwärmt sich der Boden und beeinträchtigt das Pflanzenwachstum.

Wir haben im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens unsere Einwendungen gegen die geplante Trassenführung als erste Stellungnahme der BI ProWald abgegeben. Hier eine Kurzfassung - Stand August 2024:

Waldschutz

Der geplante Trassenverlauf führt zu erheblichen Waldverlusten. Laut BI Umweltschutz Taunus e.V. würden um Oberjosbach etwa 26,6 ha Wald durch Rodungen betroffen. Der Wald als CO₂-Speicher reguliert auch Temperatur und Wasserhaushalt, daher schädigen zusätzliche Schneisen das Mikroklima erheblich. Temperaturunterschiede zwischen Schneise und Waldinnerem von bis zu 30°C entziehen der Vegetation Wasser und setzen Bäume unter Stress. Zudem führt die Kabelverlegung zu Bodenerwärmung, wodurch der Wald als Klimaspender beeinträchtigt wird. Ausgleichsmaßnahmen sollten lokal erfolgen, um das Mikroklima zu schützen, und der Trassenverlauf sollte möglichst Waldflächen meiden.

Streuobstwiesen

Im Ortsteil Oberjosbach liegen schützenswerte Streuobstwiesen, die als Unesco-Weltkulturerbe besonderen Schutz genießen. Sie bieten Lebensraum für über 5.000 Tier- und Pflanzenarten, darunter bedrohte Vogelarten wie Steinkauz und Grünspecht. Der aktuelle Trassenverlauf bedroht diese Wiesen; selbst nach der Bauphase dürften auf den Schutzstreifen von 40 m Breite keine Bäume mehr gepflanzt werden. Alternativen wie das Horizontal Directional Drilling Verfahren müssen geprüft werden, um die Wiesen zu erhalten.

Schutz bedrohter Arten

In den Streuobstwiesen von Oberjosbach befinden sich 17 Brutröhren für Steinkäuze, die laut NABU Niedernhausen eine stabile Population unterstützen. Der Steinkauz, der Rote Milan und die Wildkatze sind durch europäische Richtlinien streng geschützt und würden durch den Bau ihren Lebensraum verlieren. Der Trassenverlauf muss daher naturschutzrechtliche Vorgaben berücksichtigen und die Lebensräume dieser Arten schützen.

Trinkwasserschutz

Die geplante Trasse betrifft die Trinkwasserschutzzone II und III in der Umgebung von Oberjosbach. Die Schutzzone II schützt das Grundwasser vor Verunreinigungen, insbesondere durch pathogene Mikroorganismen. Ein Eindringen in diese Zone ist unzulässig, da es die Wasserversorgung gefährden würde. Besondere Vorsichtsmaßnahmen sind nötig, um Umweltunfälle zu verhindern.

Belastung für die Bevölkerung

Niedernhausen ist bereits durch Infrastrukturmaßnahmen stark belastet, darunter die A3, Bahnlinien, die ICE-Trasse und bestehende Energietrassen. Die geplante Trasse würde den Verlust von Erholungsflächen weiter verstärken. Zudem liegt die Trasse teils weniger als die strahlenschutzrechtlich geforderten 400 m von Wohngebäuden entfernt, was rechtlich unzulässig ist.


Unsere Forderung

Der Trassenverlauf muss alternative Routen berücksichtigen, um Wald, Streuobstwiesen, Lebensräume bedrohter Arten und die Trinkwasserversorgung zu schützen. Eine Übersicht der zu erwartenden Schäden muss erstellt und öffentlich zugänglich gemacht werden.

 

Die Langfassung unserer Stellungnahme finden Sie unter "Weiterführende Informationen". 

 

Beispiel einer Erdkabelverlegung (Quelle: Amprion)

Beispiel einer Erdkabelverlegung (Quelle: Amprion)

 

Die Gemeinde Niedernhausen wurde bereits vor dem Start des Planungsverfahrens von Amprion über das Vorhaben "Rhein-Main-Link" informiert und hat dazu eine erste Stellungnahme abgegeben. Sie steht in Kontakt mit Amprion und hat mit betroffenen Nachbarkommunen eine Arbeitsgruppe gebildet. Auf Betreiben der BI proWald informierte sie am 4.9.2024  im Gemeinschaftszentrum Oberjosbach interessierte Bürgerinnen und Bürger über den aktuellen Stand des Vorhabens.

 

Inzwischen wurde das Planfeststellungsverfahren gestartet, so dass im Rahmen des Beteiligungsverfahrens Stellungnahmen an die Bundenetzagentur abgegeben werden können. Alle Bürgerinnen und Bürger können ihre Bedenken gegen das geplante Vorhaben vorbringen. Schriftliche Einwendungen / Stellungnahmen können im Rahmen des laufenden Planfeststellungsverfahrens bis 01.10.2024 eingereicht werden, auch per E-Mail an vorhaben82@bnetza.de