Mehr Windräder, als offiziell erwünscht

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am So., 06.09.2015 - 08:40

Größer, höher, subventionierter – die Bürgerinitiative proWald Niedernhausen wehrt sich gegen die Profitgier im industrialisierten Naherholungsgebiet Wald. Nach Angaben der Windkraftbranche wurden in Deutschland im Jahr 2014 Windkraftanlagen mit rund 4.700 Megawatt errichtet - fast 75 Prozent mehr, als von der Bundesregierung offiziell erwünscht. Auch die kommenden Jahre sieht der Maschinenbauverband VDMA den Neubau auf gleichem Niveau. Betreiber versuchen, die Fördersätze höchstmöglich auszunutzen. Unter dem Deckmantel der erneuerbaren Energien versuchen sie, auch im Wald ihre Gewinne auf Kosten von Allgemeinheit und Natur zu machen. „Ähnlich wie in Südeuropa, wo Hotelburgen in Strandnähe die Umgebung belasten und verschandeln, gibt es auch beim Windrad im Wald nur wenige Profiteure, aber viele Verlierer“, sagte Jörg Seibert, Sprecher der Bürgerinitiative. „Windkraft-Projektierer werben offen mit dem Profit, den ihre Anlagen zu Lasten von Mensch und Umwelt erwirtschaften. Die Rechnung bezahlt der kleine Mann, denn der Strom muss den Betreibern per Gesetz mit Aufschlag bevorzugt abgekauft werden. Und letztlich schaden sie mit dem unkoordinierten Ausbau ihrer Anlagen dem, was vorgeblich durch die sogenannte saubere Energie eigentlich geschützt werden sollte – der Natur.“

Der Bau von Windrädern auf den bewaldeten Höhen des Taunuskamms birgt dabei besondere Probleme. Der Umweltatlas Hessen beschreibt den Boden dort als lössbedeckt und den darunter liegenden lockeren Taunusquarzit als Speichergestein für die Trinkwasserversorgung. Anlagen, wie die gängige E-126 von Enercon mit einer Höhe von rund 200 Metern, benötigen schon in der Ebene Fundamente von 1.400 Kubikmeter Stahlbeton. Auch wenn die Entwicklung von Windkraftfundamenten inzwischen fortgeschritten ist, werden für den Bau auf dem vergleichsweise lockeren Boden im Taunus trotzdem Spezialtiefbaumaßnahmen erforderlich. Gebaut an den sensibelsten Stellen – typischerweise den Höhen – schwächen sie so den Wald zusätzlich. Die Baumaßnahmen verringern das Vermögen der Umgebung, Trinkwasser zu filtern und zu speichern. Mögliche Folgen sind Erosionen, eine höhere Schadstoffbelastung des Wassers bis hin zu Trinkwassermangel.